Plötzlicher Kindstod Prävention

Der plötzliche Kindstod löst bei vielen Eltern und werdenden Eltern verständlicherweise sehr große Ängste aus und es wird nach Möglichkeiten gesucht, wie man sein Kind oder das mit großer Freude erwartete Baby bestmöglich schützen kann – doch kann man das SIDS-Risiko wirklich reduzieren?

Plötzlicher Kindstod PräventionEs scheint mittlerweile unumstritten zu sein, dass besondere Risikogruppen „für den“ plötzlichen Kindstod identifiziert werden können.
Dazu zählen unter anderem auch Frühgeborene, Babys mit besonders niedrigem Geburtsgewicht oder auch Zwillinge oder Mehrlinge.
Diese und einige weitere Risikogruppen bzw. Risikofaktoren lassen sich nicht direkt beeinflussen, es ist in diesem Zusammenhang jedoch darauf hinzuweisen, dass laut zahlreicher Statistiken „nur“ 10% der SIDS-Todesfälle diesen Risikogruppen zugeordnet werden können. In 90% der Fälle zeigen sich jedoch im Vorfeld keine Anzeichen für eine erhöhte Gefährdung.

Unabhängig davon, ob ihr Kind zu einer Risikogruppe gehört oder nicht, lassen sich laut zahlreichen Medizinern und auf Basis der Auswertung verschiedener Studien verschiedene Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod identifizieren, welche jedoch direkt beeinflussbar sind. Auf Grundlage dieser Risikofaktoren wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Empfehlungen und Verhaltensregeln herausgegeben, die das Risiko für das eigene Baby deutlich senken können.

Besonders beeindruckend scheinen hier die Auswirkungen zahlreicher weltweiter Kampanien zu sein, deren Ziel es war das Schlafen in Rückenlage zu forcieren. Aus einer Statistik, welche im Gesundheitsportal NRW veröffentlich wurde geht hervor, dass verschiedene deutschlandweite Kampanien zur Förderung des Schlafens in Rückenlage einen Rückgang der Bauchlage um 76% zur Folge hatten – gleichzeitig sanken auch die SIDS-Inzidenzen um bemerkenswerte 44%. In anderen Ländern, wie beispielsweise Norwegen oder Dänemark waren die Ergebnisse, wie folgender Tabelle zu entnehmen, noch beeindruckender.

Land Zeitraum Rückgang Bauchlage Rückgang SIDS
von % auf % Änderung von auf Änderung
USA 1994 – 1995 70 24 – 65 % 1,4 0,8 – 43 %
England (Avon) 1991 – 1993 59 8 – 86 % 3,5 1,7 – 51 %
Norwegen 1991 – 1995 49 4 – 91 % 2,4 0,6 – 75 %
Dänemark 1992 – 1995 52 3 – 94 % 1,6 0,2 – 88 %
Schweden 1993 – 1995 42 19 – 55 % 1,1 0,4 – 64 %
Deutschland 1991 – 1996 38 9 – 76 % 1,6 0,9 – 44 %

Quelle: http://www.praeventionskonzept.nrw.de/_media/pdf/Mutter_und_Kind/SODITT_2_23-4-08.pdf

Bevor wir jedoch auf mögliche Präventionsmaßnahmen in Bezug auf die Schlafposition und die besonders wichtige Schlafumgebung eingehen, muss zunächst eine der wesentlichsten Präventionsmöglichkeiten erläutert werden:

Verzicht auf Tabakkonsum ist maßgeblich!

Rauchen gilt als einer der Haupt-Risikofaktoren „für“ den plötzlichen Kindstod – und zwar sowohl das Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft und der Stillzeit, als auch das Rauchen in der Umgebung des Kindes. Im Rahmen einer amerikanischen Studie zu möglichen SIDS-Risikofaktoren wurde festgestellt, dass Passivrauchen das Risiko verdoppelt – ist das Kind zudem „Passivrauchen ausgesetzt“ verdreifacht sich das potentielle Risiko sogar. Verzichten Sie deshalb ihrem Kind zuliebe jedenfalls auf den Konsum jeglicher Tabakwaren!

Prävention durch Gestaltung einer idealen Schlafumgebung

Wie bereits erläutert ist eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen das Schlafen in Rückenlage. Hierdurch können viele potentielle Gefahren wie beispielsweise eine CO2-Rückatmung ausgeschlossen werden. Zudem ist es jedoch auch besonders wichtig für eine ideale Schlafumgebung für Ihr Baby zu sorgen. Besonders wichtig ist hier zunächst ein passendes Raumklima, das Schlafzimmer sollte möglichst gut durchlüftet sein, und die Zimmertemperatur im Bereich zwischen 16°C und 18°C liegen.

Prävention durch Gestaltung einer sichren Schlafumgebung

Außerdem sollte, so sind sich die meisten Experten einig, ihr Baby jedenfalls in seinem eigenen Babybett, welches im Elternschlafzimmer aufgestellt wird, schlafen. Das gemeinsame Schlafen im Elternbett wird hingegen nicht empfohlen, da ein gewisses Risiko besteht, dass das Baby versehentlich erdrückt oder durch Decken und Kissen abgedeckt wird, was rasch zu Überhitzungen und im schlimmsten Fall zum Ersticken führen kann. Doch auch in Bezug auf das Babybett und dessen Ausstattung müssen einige Dinge beachtet werden. Während bei der Positionierung des Bettchens selbst darauf geachtet werden muss, dass dieses nicht zu nahe an Wärmequellen wie Heizungen steht oder unmittelbarem Sonnenlicht ausgesetzt ist ergeben sich bei der Ausstattung des Babybetts einige Präventionsmöglichkeiten:

Babyschlafsack statt Bettdecke

Eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen stellt die Verwendung von einem Babyschlafsack anstelle einer Bettdecke. Bei der Verwendung von Bettdecken oder auch Kissen im Babybett besteht ein gewisses Risiko, dass das Gesicht des Babys verdeckt wird und dadurch Probleme beim Atmen auftreten können, welche im Extremfall bis hin zum Ersticken führen können. Zudem wird das Risiko einer Überhitzung (Wärmestau) und Überdeckung durch einen passenden Babyschlafsack ebenfalls deutlich reduziert.

Prävention durch BabyschlafsackDurch einen hochwertigen und passgenauen Babyschlafsack wird Ihr Kind zudem dabei unterstützt in der empfohlenen sicheren Rückenlage zu schlafen. Babyschlafsäcke sind heutzutage in verschiedensten Ausführungen für unterschiedliche Raumtemperaturen und in allen erdenklichen Größen erhältlich (unter anderem auch für Frühgeborene oder Neugeborene).

Bei der Auswahl eines geeigneten Schlafsacks für Ihr Baby sind jedoch einige Dinge, insbesondere in Bezug auf eine geeignete Größe sowie den Umfang der Kopf- und Armausschnitte zu beachten. Ausführliche Informationen hierzu, finden Sie in unseren Informationen zum Thema Babyschlafsack.

 

Wahl der richtigen Matratze fürs Babybett

Auch die Wahl einer geeigneten Babybett-Matratze kann als besonders sinnvolle Präventionsmaßnahme angesehen werden. Auch wenn ein Schafen in Bauchlage möglichst vermieden werden sollte, kann es passieren, dass sich Baby auf den Bauch mit dem Gesicht nach unten dreht. Dies kann unter Umständen sehr problematisch werden, das es zu einer sogenannten CO2 Rückatmung (Wiedereinatmen der eigenen Ausatemluft) kommen kann welche letzten Endes bis zum Tod durch Ersticken führen kann.

Beim Kauf einer Babymatratze sollte daher jedenfalls darauf geachtet werden, auf möglichst „luftdurchlässige“ (atmungsaktive) Modelle zurückzugreifen. Dies wird durch Luftkanäle, die senkrecht und waagrecht durch den Matratzenkern verlaufen, erreicht. Zu beachten ist, dass sich die von einigen Herstellern häufig verwendete Bezeichnung „atmungsaktiv“ ausschließlich auf die Aufnahme- und Wiederabgabefähigkeit von Feuchtigkeit, jedoch NICHT auf besondere Merkmale zur Vermeidung von Rückatmung bezieht! Verzichten Sie in diesem Zusammenhang unbedingt auch auf die Verwendung undurchlässiger Nässeschutzbezüge!

Zudem sollte eine geeignete Babymatratze auch eine gewisse Stabilität aufweisen um das Einsinken des Köpfchens oder des Gesichts zu vermeiden. Moderne, hochwertige Baby-Matratzen zeichnen sich heutzutage zudem durch eine äußerst geringe Schadstoffbelastung aus. Zahlreiche Informationen und relevante Hinweise finden Sie in unserem Babymatratzen Test.

Überwachung der Atmung (Monitoring)

Das sogenannte Heimmonitoring mit ärztlich verordneten Überwachungsgeräten (dienen in der Regel der Überwachung der Atmung, Herzfrequenz oder der Sauerstoffsättigung) ist bei sogenannten Risikokindern, also beispielsweise bei Folgekindern mit Geschwistern die „am“ plötzlichen Kindstod verstorben sind, Frühgeborene, Kinder von Drogenabhängigen Eltern etc.) heutzutage medizinischer Standard.

Überwachung der Atmung mit Sensormatten
Beispiel: AngelCare Bewegungsmelder

Jedoch möchten auch viele Eltern von völlig gesunden Kindern, welche keiner besonderen Risikogruppe zugehörig sind die Atmung ihres Babys im Auge behalten. Dies wird durch immer ausgereiftere und moderne Systeme zur Atmungsüberwachung in den eigenen vier Wänden ermöglicht, welche unter anderem unter den Namen Baby Life Guard, Baby Sense oder AngelCare bekannt sind.

Es ist jedoch zu beachten, dass diese Geräte den potentiellen plötzlichen Kindstod nicht verhindern können, sondern ausschließlich bei eventuell gefährlichen Atempausen Alarm auslösen. Der größte Vorteil einer Babyüberwachung ergibt sich zweifelsohne aus der Erleichterung im Umgang der Eltern mit den Sorgen und Ängsten um ihr Kind. AngelCare und Co. geben die zusätzliche Sicherheit und das Gefühl, alles zu tun, um sein Baby vor dem Plötzlichen Kindstod zu beschützen.

Wie Funktioniert die Überwachung der Atmung?

Die Atmungsüberwachung wird über sogenannte Sensormatten ermöglicht, diese registrieren über eingearbeitete Druck- und Bewegungssensoren die Bewegungen des Kindes (wie z.B. Atembewegungen) und schlagen Alarm wenn über einen gewissen Zeitraum keine Bewegungen mehr registriert werden.

Die Sensormatten werden zu diesem Zweck unter die Babymatratze gelegt. Je nach Hersteller der Sensormatte und Modell verfügen die Überwachungssysteme über weitere praktische Funktionen wie beispielsweise einem klassischen Babyphone (Audio und auch Video) oder der Überwachung der Raumtemperatur. Es sollte jedenfalls darauf geachtet werden, dass das jeweilige System die Regelung der Sensormatten-Sensibilität ermöglicht – das Gerät sollte optimal eingestellt sein, um eventuelle Fehlalarme durch externe Bewegungen (z.B. Schwingungen von Waschmaschine, Ventilator etc.) zu minimieren und dennoch die Bewegungen des Kindes zuverlässig erfassen zu können.

Es ist jedoch nochmals explizit darauf hinzuweisen, dass diese Überwachungsmatten nicht mit medizinisch verordnetem Heimmonitoring von Risikobabys verglichen werden können – welches neben der zuverlässigen Erfassung der Vitalfunktionen wie Atmung, Herzaktion und Sauerstoffsättigung auch eine kurzfristige Speicherung des kurvenmäßigen Verlaufs der Alarmsituationen beinhaltet –  und diesen auch keinesfalls ersetzen kann!

Dennoch haben die verschiedenen Atmungsüberwachungs-Systeme oder Babyphones mit Sensormatten durchaus ihre Berechtigung, insbesondere in Verbindung mit einer Ausbildung in Erster Hilfe kann im Ernstfall die Überlebenschance Ihres Babys deutlich erhöht werden. Wird ein kreislaufkritischer Zustand des Kindes rechtzeitig bemerkt, besteht die Möglichkeit das Kind durch Reanimation noch zu retten. Da durch diese Systeme bei einem möglichen Aussetzen der Atmung rasch alarmiert wird, kann schnell reagiert und ein Notarzt bzw. die Rettung gerufen werden. Bis zu deren Eintreffen können zudem Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden wodurch sich die Überlebenschance weiter erhöht wird.

Kann der plötzliche Kindstod durch Befolgung der Präventionsempfehlungen verhindert werden?

Es bestehen zwar zahlreiche Ansätze und Erklärungsversuche für das unerwartete und plötzliche Versterben von Kleinkindern im ersten Lebensjahr – leider kann der plötzliche Kindstod und dessen mögliche Ursachen aber auch heutzutage noch nicht erklärt werden. Auf Grundlage zahlreicher Studien und Statistiken konnten jedoch mögliche Risikofaktoren ermittelt, und entsprechende Empfehlungen zur Risikoverminderung veröffentlicht werden.
Auch die stetig sinkende Anzahl der SIDS-Fälle ist sicherlich zu einem beachtlichen Teil auf diese Präventionsmaßnahmen zurückzuführen. Jedoch auch bei Befolgung aller bekannten Präventionsmaßnahmen kann das potentielle Risiko leider nicht zur Gänze ausgeschlossen werden.