Plötzlicher Kindstod Risikofaktoren

Das Phänomen „plötzlicher Kindstod“ ist trotz intensiver Forschung aus medizinischer Sicht auch heute noch nicht geklärt und die möglichen Ursachen größtenteils unbekannt. Für die betroffenen Familien stellt der Plötzliche Kindstod (SIDS), der unbemerkt und lautlos, in einigen Fällen selbst in unmittelbarer Nähe der Eltern eintreten kann, eine unvorstellbare Belastung dar.
Plötzlicher Kindstod RisikofaktorenInsbesondere bei werdenden Eltern löst diese Bezeichnung für ein plötzliches und unerwartetes Versterben im ersten Lebensjahr des Kindes verständlicherweise große Ängste aus und es wird versucht mögliche Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod in Erfahrung zu bringen um diese bestmöglich zu eliminieren.

Nachdem die Ursachen jedoch wie erwähnt bis heute nicht geklärt sind, stellt sich berechtigterweise die Frage wie überhaupt potentielle Risiken identifiziert werden können. Der plötzliche Kindstod ist bereits seit geraumer Zeit bekannt und es werden, insbesondere auch in Deutschland, sehr umfangreiche Statistiken dazu geführt. Dadurch ist es möglich potentielle Zusammenhänge zu identifizieren, entsprechende Empfehlungen auszusprechen und Veränderungen aufzuzeichnen.

So hatten beispielsweise verschiedene Kampanien die es zum Ziel hatten Eltern davon zu überzeugen, dass Babys in Rückenlage schlafen sollten, vermutlich nicht unerheblichen Einfluss auf die stark Rückläufigen SIDS-Fälle. So wurden in einer Fachtagung des Klinikum Solingen, vom Chefarzt der Kinderklinik Statistiken zur Wirksamkeit von „Anti-Bauchlage-Kampanien“ präsentiert, nach welchen diese Kampanien zwischen 1991 und 1996 einen Rückgang der SIDS-Inzidenz um 44% hatte. In anderen Ländern konnten sogar noch weitaus höhere Rückgänge festgestellt werden. Demzufolge kann also eine Bauchlage beim Schlafen als möglicher Risikofaktor angesehen werden.

Nachdem in diesem Beispiel aufgezeigt werden sollte, wie mögliche Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod bestimmt werden können, sollen folgend die wesentlichsten Risikofaktoren erläutert werden. Dabei können prinzipiell beeinflussbare Risikofaktoren und nicht beeinflussbare Faktoren unterschieden werden.

Plötzlicher Kindstod – beeinflussbare Risikofaktoren

Darunter können potentielle SIDS-Risiken verstanden werden, die beeinflussbar sind bzw. komplett eliminiert werden können. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass  auch bei einem völligen Ausschluss dieser Risiken keine 100%ige Sicherheit besteht, das SIDS-Risiko jedoch erheblich gesenkt werden kann.

Rauchen in der Schwangerschaft, Stillzeit und Umgebung des Kindes

Das rauchen in der Schwangerschaft wird bereits seit geraumer Zeit in zahlreichen Studien, wie beispielsweise der sehr umfangreichen Studie zum Thema Plötzlicher Kindstod am Ritchie Centre for Baby Health Research der Monash Universität mit einem erhöhten SIDS Risiko in Verbindung gebracht. Es wurde dabei unter anderem auch festgestellt, dass das diesbezügliche Risiko mit der Anzahl der Zigaretten welche eine werde Mutter raucht korreliert. Jedoch nicht nur das Rauchen während der Schwangerschaft scheint ein potentieller Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod zu sein.

Plötzlicher Kindstod Risikofaktor Rauchen, Alkohol und Drogen
Risikofaktor: Rauchen, Alkohol und Drogen

Ebenso wurde festgestellt, dass das passive Rauchen ein signifikantes Risiko darstellen kann. In diesem Zusammenhang wird davon ausgegangen, dass sich das SIDS-Risiko bei Kindern welche passiv Rauchen verdoppelt – sollte zudem in der Schwangerschaft geraucht werden sein erhöht sich das Risiko gemäß besagter Studie sogar auf das dreifache. Wie genau der Tabakkonsum der Mutter während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind wirkt ist noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch davon ausgegangen, dass unter anderem auch die Entwicklung des Nervensystems beeinflusst wird was wiederum unter anderem Auswirkungen auf Herz- und Atemfunktionen sowie der Steuerung der Körperbewegungen haben könnte.

Auch wenn es mit Sicherheit nicht einfach ist mit dem Rauchen aufzuhören, tun Sie es ihrem Baby zu liebe und stellen Sie unbedingt auf eine rauchfreie Umgebung für Ihr Baby sicher! Bedenken Sie, dass Tabakrauch giftige Gase von bis zu 4000 Chemikalien enthält von welchen auch einige mit Krebs und potentiellen Lungenschäden in Verbindung gebracht werden können – diese sind natürlich insbesondere für Säuglinge und Kinder ganz besonders schädlich!

Alkohol und andere Drogen

Auch Alkohol und Drogen gelten als potentieller Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Während der Konsum vor und während der Schwangerschaft die Entwicklung und Gesundheit des Kindes maßgeblich negativ beeinflussen können wurde in einer Studie aus England nachgewiesen, dass viele Todesfälle durch eine Korrelation von Alkohol- und/oder Drogenkonsum und dem sogenannten CO-Sleeping erklärt werden könnten. Generell versteht man unter CO-Sleeping zwar den Umstand, dass ein Baby oder Kind in unmittelbarer Nähe der Eltern bzw. des Elternteils schläft, was prinzipiell auch das gleiche Zimmer betreffen würde, jedoch wird in dieser Studie das gemeinsame Schlafen im selben Bett oder auch Sofa usw. gemeint – eine passendere Bezeichnung hierfür ist „Bed-Sharing“.

Das Risiko besteht darin, dass Eltern die Alkohol und/oder Drogen konsumiert haben eine verminderte Körperkontrolle-  und Wahrnehmung haben, was im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass das Baby im Schlaf erdrückt, oder auch unbeabsichtigt in eine ungünstige Körperlage bewegt wird aus welcher es sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien kann.

Risikofaktor – Schlafen in Bauchlage

Das Schlafen in Bauchlage wurde bereits vor vielen Jahren als potentieller Risikofaktor identifiziert und ist zugleich vermutlich einer der unumstrittensten Faktoren. Risikofaktor Schlafen in Bauchlage

Laut zahlreichen Experten erhöht das Schlafen Bauchlage das potentielle Risiko „Plötzlicher Kindstod“ um das doppelte. Aus verschiedenen Statistiken geht hervor, dass etwa 30% der „an“ SIDS verstorbenen Kinder in Bauchlage, mit dem Gesicht zur Bettung aufgefunden werden – was macht jedoch das Schlafen in Bauchlage riskant?
Hierzu gibt es verschiedene Ansätze:

CO2 – Rückatmung

Wenn das Baby mit dem Gesicht nach unten liegt, kann dies zu einer sogenannten CO2 Rückatmung was im schlimmsten Fall zum Tod durch Ersticken führen kann. Bei ansteigenden CO2-Konzenrationen werden Babys in der Regel wach und versuchen sich aus der misslichen Situation zu befreien, jedoch gibt es hier leider Ausnahmen. Ein möglicher Defekt im Stammhirn in Bezug auf die CO2 Rückatmung wird von vielen Forschern als eine mögliche Ursache für den plötzlichen Kindstod angesehen. In diesem Zusammenhang ist auch darauf zu achten, geeignete möglichst „luftdurchlässige“ Babymatratzen zu verwenden und auf undurchlässige Nässeschutzbezüge zu verzichten!

Ersticken an Erbrochenem

Während früher davon ausgegangen wurde, dass das Risiko an erbrochenem zu ersticken in Rückenlage höher sei als in Bauchlage wurde diese Theorie mittlerweile widerlegt – die Luftröhre liegt vor der Speiseröhre, was zur Folge hat, dass erbrochenes in Bauchlage vor – und damit in die Luftröhre gelangen kann.

Rückgang SIDS-Inzidenzen durch Kampanien

Die Empfehlung zur Schlafposition in Rückenlage wird bereits seit vielen Jahren ausgegeben und war Inhalt zahlreicher Aufklärungskampanien. Folgende Tabelle in Anlehnung an Zahlen welche im Gesundheitsportal NRW veröffentlicht wurden soll den Rückgang der Bauchlage und den damit verbundenen Rückgang der SIDS-Inzidenzen veranschaulichen:

Land Zeitraum Rückgang Bauchlage Rückgang SIDS
von % auf % Änderung von auf Änderung
USA 1994 – 1995 70 24 – 65 % 1,4 0,8 – 43 %
England (Avon) 1991 – 1993 59 8 – 86 % 3,5 1,7 – 51 %
Norwegen 1991 – 1995 49 4 – 91 % 2,4 0,6 – 75 %
Dänemark 1992 – 1995 52 3 – 94 % 1,6 0,2 – 88 %
Schweden 1993 – 1995 42 19 – 55 % 1,1 0,4 – 64 %
Deutschland 1991 – 1996 38 9 – 76 % 1,6 0,9 – 44 %

Quelle: http://www.praeventionskonzept.nrw.de/_media/pdf/Mutter_und_Kind/SODITT_2_23-4-08.pdf

Eine Schlafposition in stabiler Rückenlage kann das Risiko demnach deutlich senken. Durch einen geeigneten und hochwertigen Babyschlafsack kann Ihr Kind dabei unterstützt werden in der empfohlenen und sichereren Rückenlage zu schlafen.

Ungeeignete Schlafumgebung des Babys

Auch die Schlafumgebung des Kindes ist als besonders kritischer Risikofaktor anzusehen. Hierzu zählt einerseits das Zimmer selbst, in welchem das Baby schläft, aber in besonderem Maße auch die direkte Schlafumgebung.

Gemeinsames Schlafen im Elternbett

Auf Basis verschiedener Studien lässt sich feststellen, dass Babys die in einem separaten Raum, oder aber gemeinsam im Elternbett schlafen ein höheres Risiko haben „am“ plötzlichen Kindstod zu sterben als Babys die im Elternschlafzimmer im eigenen Babybett schlafen.

Die größte Gefahr des gemeinsamen Schlafens im Elternbett ist darin zu sehen, dass das Kind erdrückt, im Schlaf versehentlich gefährlich zugedeckt oder generell in eine ungünstige Schlafposition gedrückt wird – besondere Gefahr besteht wie bereits erläutert wenn die Eltern oder ein Elternteil Alkohol oder Drogen konsumiert haben.

Auch wenn das Schlafen im gemeinsamen Bett teilweise sehr kontrovers diskutiert wird, scheinen sich Befürworter und Gegner des sogenannten „Bed-Sharings“ in einem Punkt einig zu sein, und zwar, dass das Baby zumindest in seinen ersten 6 Lebensmonaten im eigenen Bett, welches idealerweise im Elternschlafzimmer aufgestellt ist schlafen sollte.

Video zum Thema CO-Sleeping und Bed Sharing (Englisch)

Mögliche Gefahren im Babybett

Wie bereits dargestellt stellt das gemeinsame Schlafen im Elternbett einen potentiellen Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod dar. Jedoch ergeben sich auch bei der Verwendung eines eigenen Kinderbetts verschiedene Risiken. Dies beginnt bereits bei der Positionierung des Bettchens – steht dieses beispielsweise zu nahe an Heizkörpern oder wird direkt vom Sonnenlicht getroffen kann dies rasch zu einer Überhitzung führen. Auch Stromkabel oder andere Dinge in denen sich das Kind verfangen und im schlimmsten Fall strangulieren kann haben in der unmittelbaren Nähe und natürlich im Babybett nichts verloren!
Eine mögliche Gefährdung geht jedoch auch beispielsweise von Kissen, Kuscheltieren, Schaffelle Bettwäsche oder Nestchen aus, da hier das Risiko besteht dass der Kopf bedeckt wird, was im schlimmsten Fall zum Ersticken führen kann.  Demnach ist es empfehlenswert, dass Babybettchen möglichst genügsam einzurichten und  darauf zu achten eine relativ feste und „luftdurchlässige“ Babybett-Matratze zu verwenden um die potentielle Gefahr eine CO2-Rückatmung zu minimieren.

Insbesondere auch das Verwenden von Bettdecken und Kissen wird regelmäßig als Risikofaktor erwähnt, da hier ein gewisses Erstickungsrisiko besteht. Es ist daher jedenfalls sicherer anstelle einer Decke auf einen Babyschlafsack zurückzugreifen. Beachten Sie hierzu bitte unsere Informationen und Tipps auf was bei der Verwendung eines Babyschlafsacks geachtet werden sollte.

Risikofaktor Raumklima

Auch eine Überhitzung wird oftmals als mögliches SIDS-Risiko angesehen – insbesondere Temperaturanstiege in kurzer Zeit können von einigen Kindern nicht schnell genug ausgeglichen werden und es wird vermutet, dass zu große Wärme den Atemantrieb beeinträchtigt. Anzeichen für eine Überhitzung können beispielsweise Schwitzen, eine schnelle Atmung oder Hitzepickel sein. Dieser Umstand sollte nicht nur bei der Wahl der Bekleidung und der Gestaltung des Babybettchens, sondern auch in Bezug auf das Raumklima jedenfalls berücksichtigt werden.
Neben der Sicherstellung einer guten Durchlüftung des Raumes und auch des Kinderbettes sollte eine für Babys optimale Raumtemperatur von 16°C bis 18°C gewählt werden.

Auch wenn einige der bislang erwähnten Risikofaktoren beseitigt, oder das entsprechende Risiko zumindest reduziert werden kann, muss dennoch darauf hingewiesen werden, dass es derzeit keine 100%ige Möglichkeit gibt das Risiko des Plötzlichen Kindstod komplett auszuschließen.

Plötzlicher Kindstod – nicht beeinflussbare Risikofaktoren

Es bestehen jedoch auch andere mögliche Risikofaktoren,  die nicht oder nur oftmals nur in verringertem Ausmaß beeinflussbar sind. Beachten Sie jedoch, dass auch bei Vorliegen einer oder mehrerer dieser Risiken das Beachten und Umsetzten möglicher Präventionsmaßnahmen natürlich dennoch sinnvoll ist!

  • Geburt vor der 33. Schwangerschaftswoche
  • Früh- und Neugeborene nach Intensivtherapie
  • Nichtstillen oder sehr frühes Abstillen
  • Babys mit einem Gewicht unter 2000g bei der Geburt
  • Zwillinge oder Mehrlinge
  • Kinder von Müttern mit keiner oder unzureichender Schwangerschaftsvorsorge
  • Kinder mit einem „am“ plötzlichen Kindstod verstorbenen Geschwisterteil
  • Babys von Müttern die zum Zeitpunkt der Geburt das 20. Lebensjahr noch nicht erreicht haben

Zudem existieren Faktoren, die auf eine erhöhte Gefährdung hinweisen können – dazu zählen unter anderem starke Schweißausbrüche während des Schlafes, wiederholtes Blau- oder Blass werden ohne erkennbaren Grund oder Erkrankung sowie auch längere Atempausen während des Schlafens (über 15 Sekunden).

Zusammenfassenden kann auf Basis verschiedener Studienergebnisse davon ausgegangen werden, dass insbesondere das Schlafen in Bauchlage sowie Tabakkonsum (Rauchen) während und nach der Schwangerschaft als besondere Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod darstellen. Bezüglich der Gestaltung einer idealen Schlafumgebung für Ihr Baby bieten sich heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, beachten Sie hierzu unsere entsprechenden Informationen und Tipps.